Kindersitzbefestigung im Auto: Das müssen Eltern wissen
Wir alle benötigen sie von Geburt an: Kindersitze für den Nachwuchs. Bereits zu Beginn des Lebens besteht eine Kindersitzpflicht für das Auto und man muss den jüngsten Spross mit einer Babyschale abholen. Andernfalls ist das Verlassen des Krankenhauses in den meisten Fällen untersagt. Neben der Auswahl an vielfältigen Varianten und Arten von Sitzen und Schalen, gilt es auch bei dem Kindersitz-Einbau bestimmte Dinge zu beachten. Was Sie bei der Wahl und der Kindersitzbefestigung im Auto bedenken müssen, lesen Sie im Folgenden.
Der i-Size-Standard, der die Kindersitze nach Größen einteilt, löst die ältere ECE Reg. 44, die sich nach Gewichtklassen richtet, langfristig ab.
Es gibt zwei Möglichkeiten beim Kindersitz-Einbau: Die Installation über den Dreipunktgurt des Autos oder die ISOFIX-Kindersitzbefestigung mit speziellen Ösen, die direkt mit der Karosserie des Wagens verbunden sind.
Aufgrund der deutlich geringeren Fehlerquote gilt die Installation mittels ISOFIX bei der Kindersitzbefestigung im Auto als sicherer.
Welche Kindersitz-Gruppen werden unterschieden?
Für jede Altersklasse und Größe ist ein passender Kindersitz erhältlich. Die Besonderheiten liegen unter anderem in der Fahrtrichtung, der Fixierung im Auto sowie den Gurten, mit denen Ihr Baby oder Kind gehalten wird. Bei der Auswahl bieten zwei gültige EU-Normen Orientierung. Die ECE Reg. 44 klassifiziert Autositze nach Gewichtsklassen, der i-Size-Standard nach der Körpergröße.
Die Einteilung nach i-Size-Standard
Der neuere, erstmals seit 2013 gültige, i-Size-Standard teilt die Kindersitzklassen nach der Körpergröße ein. Erhöhungen nach dieser Norm unterliegen höheren Sicherheitsstandards und müssen zum Beispiel einen Seitenaufpralltest bestehen. Darüber hinaus erfolgt die Befestigung immer mit ISOFIX und verpflichtet die Kleinsten zu rückwärtsgerichtetem Fahren, bis sie mindestens 15 Monate alt sind. Etabliert haben sich inzwischen folgende Gruppierungen:
Babyschalen bis circa 80 cm Körpergröße, was etwa der bisherigen Gruppe 0/0+ entspricht. Gesichert wird Ihr Schatz mit einem 5-Punkt-Gurtsystem.
Kleinkindersitze mit integriertem Gurtsystem, die sich für eine Körpergröße von 70 bis 105 cm eignen – die bisherige Gruppe I.
Folgesitze für Kinder mit einer Körpergröße zwischen 100 und 150 cm. Hier kommt der wageneigene Dreipunktgurt zum Anschnallen zum Einsatz, die Kindersitzbefestigung im Auto erfolgt jedoch über ISOFIX.
Gut zu wissen: Die neue Einteilung nach Größe soll zum einen die Wahl des passenden Sitzes erleichtern und zum anderen einen zu frühen Umstieg verhindern. Gleichzeitig soll das Verletzungsrisiko minimiert werden, indem das Kind mindestens bis zu einem Alter von 15 Monaten rückwärtsgerichtet fährt. Die Installation mittels ISOFIX soll den Kindersitz-Einbau besonders einfach machen. Diese Möglichkeit zur Befestigung ist seit November 2014 für alle Neufahrzeuge vorgeschrieben.
Allerdings ist auf dem mittleren Rücksitzplatz, einer eventuellen dritten Sitzreihe oder dem Beifahrersitz in der Regel keine entsprechende Vorrichtung zur Befestigung zu finden. Vor allem Besitzer älterer Autos, Young- oder Oldtimer sowie von Wohnmobilen müssen mit dem Verkaufsverbot nach der alten Norm nun kreativ werden, wenn sie Kinder mit entsprechender Größe transportieren möchten. Da ist es nur gut, dass es ebenfalls i-Size-Modelle gibt, wo sich der Kindersitz auch ohne ISOFIX befestigen lässt. Langfristiges Ziel der i-Size-Norm ist es übrigens, dass künftig jedes Auto mit jedem Kindersitz kompatibel ist.
Die Einteilung nach ECE Reg. 44
Die ECE Reg 44-Norm verfolgt eine Einteilung nach fest definierten Gewichtsklassen, was ein Vorwärtsfahren der Kinder bereits ab einem Gewicht von 9 Kilogramm ermöglicht. Allgemein wird das vorwärtsgerichtete Fahren erst ab 2 Jahren empfohlen. Zudem gibt es seit 1. September 2023 ein Verkaufsverbot von Kindersitzen nach dieser Norm. Lediglich ein Abverkauf der Lagerware ist bis zum 31. August 2024 noch gestattet. Die Nutzung dieser Sitze ist selbstverständlich noch erlaubt.
Klasse 0: Bis zu einem Gewicht von 10 Kilogramm fahren die Allerkleinsten in einer Babyschale mit 5-Punkt-Gurt und rückwärtsgerichtet mit.
Klasse 0+: Ebenfalls ab Geburt geeignet, jedoch mit einer Zulassung bis 13 Kilogramm, sind Babyschalen dieser Klasse. Auch hier wird Ihr Baby mit einem 5-Punkt-Gurt gesichert und fährt rückwärtsgerichtet im Auto mit.
Klasse I: Hierunter fallen alle Kindersitze und Reboarder, die mit einem Gewicht von 9 bis 18 Kilogramm genutzt werden dürfen. Im Kindersitz fährt Ihr Sprössling dann bereits vorwärts-, im Reboarder darf er noch rückwärtsgerichtet fahren.
Klasse II: Zugelassen von 15 bis 25 Kilogramm handelt es sich bei dieser Gruppe um Sitzerhöhungen mit oder ohne Rückenstütze, auf denen Ihr Kind mit dem normalen Dreipunktgurt des Autos gesichert ist. Für diese Gewichtsklasse gibt es jedoch auch Reboarder, in denen Ihr Schatz noch rückwärtsgerichtet fahren kann und von einem entsprechenden 5-Punkt-Gurtsystem gehalten wird.
Klasse III: Kindersitze dieser Klasse eignen sich für kleine Passagiere mit einem Gewicht von 22 bis 36 Kilogramm und kommen dann meist in Form einer Sitzerhöhung mit oder ohne Rückenstütze daher. Die Fahrtrichtung ist vorwärts. Dementsprechend gilt auch hier eine Gurtbefestigung mit dem normalen Dreipunktgurt Ihres Wagens.
Einbau von Kindersitzen: Welche Möglichkeiten gibt es?
Viele Eltern sind wahrscheinlich schon bei der Kindersitzbefestigung im Auto verzweifelt – vor allem, wenn man eine Babyschale mittels Gurtbefestigung montieren möchte. Das ist manchmal nicht gerade unkompliziert. Erschreckend ist, dass Feldstudien seit Jahre belegen, dass etwa die Hälfte aller Kindersitze in Deutschland falsch im Auto installiert ist. Dabei passieren gerade bei der Befestigung von Babyschalen und Kleinkindersitzen häufig Einbaufehler, wenn diese mit dem Dreipunktgurt des Fahrzeuges erfolgt.
Fehlerquellen sind hier etwa Gurte, die nicht straff genug gezogen wurden, oder die Verwechslung von Becken- mit Schultergurten. Genau diese falsch eingebauten Kindersitze sind dann auch eine der häufigsten Ursachen von Unfallverletzungen bei Kindern. Um die Kindersitzbefestigung im Auto einfacher und unkomplizierter zu machen, wurde daher das ISOFIX-Befestigungssystem entwickelt, das den Kindersitz fest mit dem Fahrzeugsitz verbindet. Für die Kindersitzbefestigung im Auto sind demnach aktuell noch zwei Varianten üblich.
Die Gurtbefestigung über das wareneigene System:
Hier wird der Gurt je nach Modell um den Sitz herumgelegt oder durch innenliegende Gurtführungen gezogen. Der Vorteil ist, dass der Einbau in jedem Fahrzeug möglich ist, das über einen Dreipunktgurt verfügt.
Die ISOFIX-Kindersitz-Befestigung:
Bei dieser Variante nutzt man spezielle Verankerungen. Dabei handelt es sich um Ösen, die starr mit der Karosserie verbunden sind. Ein ISOFIX-Kindersitz besitzt Zangen, die in die Ösen eingehakt werden. Der Einbau von Kindersitzen ist mit dem ISOFIX-System denkbar einfach und birgt nur geringes Fehlerpotenzial. Farbige Anzeigen auf der Halterung geben Auskunft darüber, ob die Verbindung eingerastet ist.
Viele ISOFIX-Exemplare verfügen über zusätzliche Haltevorrichtungen, die die Fahrt noch sicherer machen sollen. Ein sogenannter Top Tether ist ein Haltegurt, der den Kindersitz zusätzlich mit dem Fahrzeug verbindet. Andere Ausführungen haben einen Stützfuß. Dieser stabilisiert nach vorne. Achten Sie jedoch darauf, dass der Fuß nicht auf einem Staufach im Fahrzeugboden steht, denn diese geben leicht nach. Für die Kleinsten sind Babyschalen mit ISOFIX-Stationen ideal. Die Station wird mittels ISOFIX fest im Auto installiert und die Babyschale einfach darauf festgeklickt.
Was ist die bessere Kindersitzbefestigung: Gurt oder ISOFIX?
Da sich so die Quote der falsch eingebauten Kindersitze deutlich reduziert, gilt die ISOFIX-Kindersitzbefestigung im Auto als sicherer und sollte aus diesem Aspekt stets der Installation mit dem Dreipunktgurt vorgezogen werden, falls möglich.
Was ist beim Einbau von Kindersitzen zu beachten?
Bevor Sie den Kindersitz einbauen, sollten Sie zunächst über den richtigen Platz nachdenken. Wo die Installation eines Sitzes in Ihrem Fahrzeug zugelassen ist, entnehmen Sie der Bedienungsanleitung. Üblicherweise dienen die Außensitze im Wagenfond oder der Beifahrersitz zur Befestigung. Letzterer wird oft kritisch gesehen, vor allem für die Jüngsten. Denn möchten Sie hier eine Babyschale im Auto befestigen, muss diese rückwärtsgerichtet und der Airbag für den Beifahrer abgeschaltet sein.
Doch auch ältere Kinder sitzen hinten besser, denn der Gurtkraftbegrenzer und der Airbag vorne sind für Erwachsene konzipiert und können die Schutzwirkung des Kindersitzes beeinträchtigen. Zudem ist die Gurtposition nicht optimal, um diesen zuverlässig zu halten.
Als sicherster Platz gilt jener hinter dem Beifahrersitz, denn selbst beim Aussteigen muss Ihr Schatz nicht auf die Straße gehen. Bei mehreren Kindern sind die anderen Rücksitze die beste Wahl. In jedem Fall gilt: Achten Sie beim Einbau von Kindersitzen stets auf die ordnungsgemäße Montage. Sind alle Gurte eingerastet und laufen durch die entsprechenden Führungen? Sitzt der Gurt straff genug, um Ihren Liebling zu halten? Sind die ISOFIX-Zangen richtig in die Ösen eingehakt und zeigen alle farbigen Anzeigen Grün an? Erst nach eingehender Überprüfung kann die Fahrt beginnen.
Den richtigen Kindersitz auswählen
Es gibt eine sehr große Auswahl im Bereich der Kindersitze. Wie lange Ihr Kind das jeweilige Modell nutzen kann, wird über die gültigen EU-Normen geregelt und gibt einen guten Überblick, worauf Sie bei der Auswahl und beim Kauf achten sollten. Als genauer und sicherer gilt die Norm nach dem i-Size-Standard, der die Gruppierungen nach der Körpergröße vorgibt, sodass Sie eine bessere Einschätzung haben, ab wann Sie welchen Kindersitz nutzen können. So wird die Gefahr eines zu frühen Umstiegs verhindert und Ihr Liebling hat stets auch die passenden körperlichen Voraussetzungen.
Damit müssen Sie sich auch nicht fragen, welchen Kindersitz Sie ab 4 Jahren nutzen können, sondern können sich sicher sein, dass ein Folgesitz für Kinder mit einer Körpergröße von 100 bis 150 cm genau passend ist – sofern Ihr Kind diese Größenmarke natürlich schon geknackt hat. Gleichzeitig bestimmt sich auch so der Zeitpunkt, ab wann Ihr Kind auf eine Sitzerhöhung gesetzt und so im Auto transportiert werden darf.
Denn Folgesitze verfügen nicht mehr über ein integriertes Gurtsystem, sondern nutzen den wageneigenen Dreipunktgurt zur Befestigung der Sitzerhöhung. Ab wann Sie keine Kindersitze mehr brauchen, ist über die Straßenverkehrsordnung (StVO) ebenfalls klar definiert: Ab dem 12. Geburtstag, oder wenn Ihr Kind die Größenmarke von 150 cm überschreitet, darf Ihr Kind vollends auf eine Sitzerhöhung verzichten und die Kindersitzpflicht im Auto erlischt. Der Sicherheitsgurt ist selbstverständlich dennoch stets anzulegen.
Beliebte Kindersitz-Marken
Inzwischen gibt es viele Anbieter, die Kindersitze für alle Altersklassen im Sortiment haben. Zu den am meisten verbreiteten Herstellern zählen MAXI-COSI und RÖMER. CYBEX ist ebenfalls sehr beliebt und vor allem für seine Reboarder, also rückwärtsgerichtete Varianten, die sich in vielen Fällen sogar drehen lassen, bekannt. In einem unabhängigen Kindersitz-Test erfahren Sie, welche Marken und Modelle für die von Ihnen gewünschte Altersklasse am besten abschneiden.
Allzeit gute Fahrt mit richtig eingebauten Kindersitzen
Die Kindersitzbefestigung im Auto hat anfangs so ihre Tücken, doch ist eigentlich gar nicht schwer, wenn Sie sich vorher mit der Bedienung vertraut machen und den für Ihr Kind passenden Sitz ausgewählt haben. Damit es anschließend während der Fahrt nicht langweilig wird, empfehlen wir ein altersgerechtes Hörspiel oder lustige Musik. Ein weiterer Tipp: Planen Sie längere Touren so, dass sie in die Schlafenszeit Ihres Sprösslings fallen. Während dieser ins Reich der Träume abdriftet, fahren Sie ganz entspannt und kommen mit wunderbar erholtem Nachwuchs am Ziel an.